Ende März machten Daten der Bundesnetzagentur die Runde, aus denen hervorging, dass 2021 in Deutschland erstmalig wieder mehr Kurznachrichten verschickt wurden. Im Vergleich zu 2020 legte der SMS-Versand um 800 Mio. auf 7,8 Milliarden versendete Nachrichten zu. Dennoch fristet der Telekommunikationsdienst im Gegensatz zu 2012 – damals gingen 59,8 Milliarden SMS über den Äther – eher ein Schattendasein.
Seit dem Höhepunkt vor zehn Jahren haben andere Kommunikationskanäle die SMS ersetzt oder ergänzt. Schließlich bieten Messaging-Dienste wie WhatsApp unentgeltlich wesentlich mehr Funktionen. Aber nicht alle greifen gerne auf die Dienste von Meta (Facebook, Instagram und WhatsApp) und vergleichbaren Anbietern zurück. Zwar entstehen bei der Nutzung deren Apps in der Regel keine Kosten. Doch das Geschäftsmodell beruht darauf, fleißig Daten für die Erstellung von Nutzungsprofilen zu sammeln und den Usern angepasste Werbung einzublenden.
Mehr SMS im Rahmen der Zweifaktor-Authentifizierung
Letztendlich lässt sich eine höhere Menge versandter SMS wohl nicht auf eine Abkehr von Meta und anderen Datenkraken zurückführen. Vielmehr erfährt die Kurznachricht ihre Renaissance im Rahmen der Zweifaktor-Authentifizierung. Denn das Mobiltelefon eignet sich hervorragend, um Passwörter, Transaktionsinformationen und andere sensible Daten über einen zweiten Kommunikationskanal zu verschicken. Darüber hinaus lassen sich per SMS sogenannte One-Time-Passwords vergeben: Kennwörter, die gezielt nur für einen einzigen Vorgang Verwendung finden dürfen und deshalb als besonders sicher gelten.
Hinzu kommt, dass der Short Message Service auch dann noch funktioniert, wenn andere Dienste streiken. Wie zum Beispiel im Oktober 2021: Als die Server von Meta für sechs Stunden vom Netz gingen, verzeichneten die Mobilfunkprovider Telefónica (O2) und Vodafone ein dreifach höheres SMS-Aufkommen im Vergleich zu normalen Tagen. Zudem kann jedes Mobiltelefon Kurznachrichten auf seinem Display anzeigen, unabhängig von bestimmten Herstellern und Apps. Zwar sind die User dann gezwungen, ihre Inhalte auf das Wesentliche reduzieren. Doch das muss in Zeiten der Reizüberflutung kein Nachteil sein. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass 90 % der Empfänger ihre SMS innerhalb von drei Minuten öffnen. Noch ein Punkt, der auch dieses Jahr für die SMS sprechen könnte.