Alle Jahre wieder könnte man meinen: Vor über 12 Monaten mussten wir in einem Blogbeitrag auf den Missbrauch der Kurzmitteilung für kriminelle Zwecke hinweisen. Dabei ging es um Smishing, einer Wortneuschöpfung aus SMS und Phishing, um Userdaten abzugreifen. Nun ist es der Enkeltrick, der in immer neuen Varianten und mit immer neuen Telefonnummern seine Runden dreht. Zwar gehört die Betrugsmasche fast schon zum alten Eisen. Doch die Methoden werden immer perfider und ausgefeilter:
So hat sich beim Enkeltrick 2.0 – könnte man fast schon sagen – die Art der Kontaktaufnahme geändert. In der Regel verschicken die Täter SMS statt WhatsApp-Nachrichten. Wird Spam über den Messenger eher ignoriert, öffnen User eine Kurznachricht in der Regel innerhalb weniger Minuten. Zudem profitiert die universell empfangbare SMS von ihrer großen Reichweite, hier jedoch im negativen Sinne. Denn nicht alle Handynutzer haben WhatsApp und Co. auf Ihrem Smartphone installiert. Vor allem Menschen älteren Semesters nutzen teilweise Geräte, die sich in ihren Funktionen auf das Wesentliche beschränken.
Der Inhalt der Nachrichten fällt zunächst ganz allgemein aus. Mal informieren die angeblichen Enkel ihre Mama oder ihren Papa über einen Wechsel ihrer Telefonnummer. Mal soll ein kaputtes Smartphone oder die Waschmaschine der Grund für die Änderung der Rufnummer sein. In jedem Fall werden die Empfänger gebeten, über WhatsApp zu antworten. Gehen diese auf eine der massenhaft versendeten SMS ein und antworten über die App, haben sie den Köder geschluckt. Der Enkeltrick nimmt nun Fahrt auf.
In der Regel folgt über WhatsApp ein Chat, in der die Betrüger eine Notlage suggerieren. Zum Beispiel können die „Enkel“ angeblich dringende Rechnungen nicht bezahlen, weil nach dem Nummernwechsel die Banking-App nicht funktioniert. Eine Zahlung für das neu erworbene Handy kann nicht beglichen werden. Oder einem Verwandten ist etwas zugestoßen. Die geschriebenen Nachrichten weisen oftmals eine persönliche Note auf, denn die Betrüger betreiben teils großen Aufwand, um sich über die Oper zu informieren. Am Ende steht jedoch immer nur ein Ziel im Vordergrund: den Empfängern mit einer Zahlungsaufforderung letztendlich das Geld aus den Taschen zu ziehen.
Allerdings kann man sich ganz leicht schützen. Sollten Sie sich bei einer dubiosen SMS unsicher sein, rufen Sie ihr Kind oder ihren Angehörigen auf der Ihnen bekannten Telefonnummer an. Haben Sie sich auf den Enkeltrick eingelassen, verraten Sie keine persönlichen Informationen, weder im Chat noch bei einem Anruf. Überweisen Sie auf keinen Fall Geld! Informieren Sie stattdessen die Polizei. Außerdem können Sie die vermeintlich neue Nummer ihres „Kindes“ oder „Enkels“ der Bundesnetzagentur melden und sperren lassen. Zudem können Sie den Tätern ein Bein stellen, indem Sie auf iban.org die IBAN aus der Zahlungsaufforderung eingeben und die zuständige Bank herausfinden. Informieren Sie über die Sperrhotline das betreffende Institut, welches das Konto bei verdächtigen Kontobewegungen mit hoher Wahrscheinlichkeit blockiert. Aber am leichtesten wird es wohl einfach sein, die Enkeltrick-SMS wie jeden Spam zu ignorieren und zu löschen.