Im vergangenen Jahr ließ eine Meldung der Bundesnetzagentur aufhorchen: Die Anzahl der 2021 versendeten Kurzmitteilungen konnte ein Plus verbuchen. Zwar nicht im großen Stile, aber immerhin bedeuteten die Zahlen eine Umkehr des seit Jahren rückläufigen Trends. Doch es handelte sich offensichtlich nur um ein kurzes Strohfeuer, denn die Zahlen für 2022 sprechen eine deutliche Sprache. Wurden 2021 etwa 7,8 Milliarden SMS versendet, waren es 2022 nur noch 5,8 Milliarden – ein Rückgang von 2 Milliarden. Das entspricht in etwa dem monatlichen Versand von 5 Nachrichten pro aktiver SIM-Karte.
Die Bundesnetzagentur führt den kurzzeitigen Anstieg der SMS-Nutzung auf die Corona-Krise zurück. Durch die Einschränkungen seien die Menschen auf andere Kommunikationskanäle angewiesen gewesen und hätten mehr Kurznachrichten verschickt. Allerdings setzen die User schon seit Jahren zunehmend auf Onlinedienste wie WhatsApp, Threema oder Signal. Oder Sie kommunizieren über die Nachrichtenfunktionen von Facebook, Instagram und anderer Social Media Kanäle. Ganz zu schweigen von Video Calls.
Insofern ist das Kommunikationsaufkommen zwar gestiegen und damit auch die Anzahl der SMS. Allerdings dürften Kurzmitteilungen nur einen Bruchteil der versendeten Nachrichten ausgemacht haben. Gleiches gilt sicherlich auch für 2022 und somit bestätigen die neuen Zahlen den Trend der Vorjahre.
Einen zweiten Grund in der zwischenzeitlich gestiegenen Nutzung der SMS sieht die Bundesnetzagentur in der Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA) bzw. Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA). Genaue Zahlen lassen sich dem Jahresbericht zwar nicht entnehmen. Allerdings gehört die Kurznachricht zu den einfachsten Methoden, um die Echtheit von Usern über einen zweiten Kommunikationskanal zu bestätigen. Jedoch nicht mehr zu den sichersten: Fälle von SIM-Swapping, Phishing, Social Engineering & Co. haben zu gestiegenem Missbrauch der SMS geführt. Authentifizierungs-Apps haben 2022 dadurch weiter an Boden gutgemacht haben und dürften ebenso zum Rückgang der SMS-Nutzung beitragen haben.
Doch auch 2FA-Apps haben ihre Schwächen, so dass die SMS weiterhin unverzichtbarer Bestandteil der 2FA oder MFA bleiben wird. Zudem gibt es eine Vielzahl an Anwendungen, für die sich die Kurznachricht mit all ihren Vorteilen eignet. Insofern scheint es wahrscheinlich, dass die Nutzung der SMS für die persönliche Kommunikation weiter zurückgehen könnte. Für das Versenden von Benachrichtigungen, Warnungen, Inhalten im Marketing-Mix und dergleichen mehr bleibt sie jedoch auch für die nächsten Jahre unerlässlich.