Vor mehr als elf Jahren kündigte Apple iOS 5.0 an. Dabei löste unter den 200 Verbesserungen eine Neuerung bei den Mobilfunkanbietern großen Unmut aus. Mit iMessage gelangte erstmalig ein Feature in iOS, mit dem man ohne App kostenlos Mitteilungen verschicken kann. Als fester Bestandteil des Betriebssystems sollte die Funktion die lukrative aber mittlerweile technisch angestaubte SMS ersetzen.
Im direkten Vergleich zeigte sich auch schnell, dass die SMS dem iOS-Feature nicht mal ansatzweise das Wasser reichen konnte: Ähnlich einer Messenger-App nutzt die Nachrichtenfunktion Wi-Fi oder das Datenvolumen, um beinahe grenzenlos Inhalte über das Mobilfunknetz zu versenden. iMessage erlaubt damit die spielend leichte Übertragung von Fotos, Videos, Kontaktdaten und anderem Content. Ganz im Gegensatz zu den 160 Zeichen einer SMS oder dem umständlichen und teuren Versenden von Multimedia-Inhalten per MMS. Hinzu kommen weitere Funktionen, wie die von WhatsApp bekannte Empfangs- und Lesebestätigung, Konversationen über verschiedene Geräte hinweg oder die automatische Verschlüsselung von Daten.
iMessage hat jedoch damals wie heute einen großen Nachteil. Um darüber kommunizieren zu können, müssen sowohl Sender als auch Empfänger ein iOS-Gerät besitzen. User von Android oder anderen Betriebssystemen auf Smartphone, Tablet oder PC haben hier das Nachsehen – also der überwiegende Teil der Nutzer hierzulande. Denn Schätzungen zufolge liegt der Marktanteil von Googles Betriebsystem in Deutschland bei etwa 70 %. Auch wenn Apple in den letzten Jahren etwas Boden gutmachen konnte, sind in der Zukunft keine grundlegenden Verschiebungen zu erwarten. Außerdem scheint es unwahrscheinlich, dass iMessage irgendwann seinen Weg zu Android & Co. findet. Schließlich eignet sich die in iOS integrierte Nachrichtenfunktion, um die User enger an Apples Geräte-Universum zu binden.
So wird sich der SMS-Standard auch weiterhin wacker halten können. Immerhin lässt sich eine Kurzmitteilung auf jedem beliebigen Mobiltelefon schreiben und anzeigen. Und auch in Sachen Datenschutz kann die SMS gut mithalten. Nicht ohne Grund wurden 2021 in Deutschland wieder mehr Kurznachrichten als im Vorjahr verschickt.