Im vergangenen Jahr hatten wir in einem Blogbeitrag RCS (Rich Communication Services) bereits vorgestellt. Jenen Nachfolger der SMS, der mit seinem Funktionsumfang nicht nur der Kurzmitteilung das Wasser abgraben will sondern auch Messengern wie WhatsApp. Obwohl Google seit Jahren viel in die Verbreitung des Nachrichtendienstes investiert, erfreut sich RCS bislang jedoch einer zögerlich wachsenden Beliebtheit.
Was zum großen Teil an Apple liegt: Der weltweit größte Hersteller von Smartphones setzt mit iMessage auf eine Alternative zu RCS, die ausschließlich auf den konzerneigenen Mobilgeräten ihren Dienst verrichten darf. Kommunizieren iOS-Geräte miteinander, steht den User:innen die volle Funktionsvielfalt des Chatsystems zur Verfügung. Gleiches gilt auch für RCS zu RCS. Hingegen wechselt iMessage automatisch zur SMS, sobald eine Nachricht an ein Android-Mobilgerät gesendet werden soll – und umgekehrt.
Als Begründung gegen eine Öffnung von iMessage für RCS führt der Technologieriese aus Cupertino Sicherheitsbedenken im Hinblick auf die Nutzerdaten an. Viel wahrscheinlicher scheint jedoch, dass Apple die Konkurrenz für das eigene Ökosystem mit all seinen exklusiven Apps und Protokollen fürchtet.
Schon länger fordern Google und verschiedene Netzbetreiber von der EU die Einstufung von iMessage als zentralen Plattformdienst. Gemäß der Gesetze über digitale Märkte (DMA) müssten große Messaging-Dienste – sogenannte Gatekeeper – auf Nachfrage mit Konkurrenten zusammenarbeiten, um einen Austausch von Nachrichten über verschiedene Apps hinweg zu ermöglichen. Doch die EU-Kommission hat am 13.02.2024 verkündet, dass iMessage in der EU mangels User nicht zu einem solchem Gatekeeper gehört.
RCS Chats bald Teil von iOS – auch von iMessage?
Dennoch scheint der Erfinder des iPhones überraschend eine Kehrtwende zu vollziehen. Gerüchten zufolge soll dafür aber nicht der Druck seitens der EU dafür verantwortlich sein sondern Chinas Regierung. Da Staatsmacht und Netzbetreiber seit Jahren RCS unterstützen, gehen Insider davon aus, dass China den RCS-Standard für 5G-Smartphones gesetzlich festschreiben möchte. Davon wären auch die Geräte von Marktführer Apple betroffen.
Doch wie genau soll die Verzahnung von RCS, iMessage und SMS am Ende aussehen? Kurz gesagt: Steht noch nicht fest. Bisher spricht Apple lediglich davon, das RCS Universal Profile zu unterstützen. Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass iMessage, RCS und SMS bzw. MMS über eine gemeinsame App laufen. Die Kommunikation zwischen iOS und Google könnte auch eine separate Anwendung erfordern. Schließlich liegt der Fokus von Apple weiterhin auf iMessage.
Genaues verkündet der Konzern aus Cupertino im Juni 2024. Dann findet die Entwicklerkonferenz WWDC statt, auf der iOS 18 offiziell vorgestellt werden soll – inklusive der Integration von RCS. Und ob die Veröffentlichung von Apples neuem Betriebssystem im September 2024 wirklich das Ende der SMS bedeutet, wird sich dann in der Praxis zeigen.